Liebe Alle,
schon seit lĂ€ngerem mache ich mir Gedanken um meinen Konsum, wie ihr ja mitbekommen habt. Ich habe es leider nicht geschafft, mein Fasten ĂŒber den geplanten Zeitraum durchzuhalten, habe mir in der letzten Woche ein paar Sachen (KleidungsstĂŒcke) gekauft, aber es bleibt ein schaler Geschmack. Wenn ich in mich hineinhorche, weiĂ ich ganz genau, dass der STOP richtig war, und ich merke jetzt, nach ein paar Tagen, dass ich nicht einfach wieder in diesen Konsumkreislauf eintreten möchte, denn das ist, was droht. Ich dachte, ich könnte schon differenzierter damit umgehen, aber dem ist nicht leider nicht so.
Ich möchte noch kurz auf etwas eingehen: Chanel ist hier seit einiger Zeit ja ein groĂes Thema, fĂŒr mich war es ein Traum, so eine Tasche zu besitzen, seitdem ich 19 war. Und jetzt, viele Jahre und viele Taschenwirrungen- und
-irrungen spĂ€ter halte ich sie in meinen HĂ€nden. Ich ĂŒbertreibe nicht, wenn ich sage, dass es eine anstrengende und nervenaufreibende Prozedur war, SIE zu finden, die wunderschöne Caviar Classic Flap mit Gold, die sich so richtig anfĂŒhlt. Bei der ich jedesmal, wenn ich sie auspacke, einen Stich des EntzĂŒckens empfinde.
Heute las ich unter anderem darĂŒber, dass diejenigen, die Taschen in beiden Lederarten hĂ€tten, das "Problem" Caviar oder Lamm ja gut gelöst hĂ€tten. Ich denke, das war scherzhaft gemeint, aber ich bin mir nicht sicher, ob fĂŒr viele nicht doch ein Körnchen oder mehr Wahrheit darin steckt - ich meine, ist es nicht Wahnsinn, dass man, wenn man sich eine CHANEL-TASCHE hat leisten können, eine Tasche, die fĂŒr mich persönlich etwas unglaublich Besonderes ist, noch praktisch gezwungen ist, ein "Problem zu lösen", indem man schon auf die andere schielt, das kann doch nicht wirklich wahr sein ?!
Ich habe ja vor kurzem noch gesagt, klar, als nĂ€chstes muss ein Portemonnaie etc. her, aber oft lasse ich mich hier mitreiĂen, habe mich mit- und hinreiĂen lassen und es war oftmals nicht richtig. Vielleicht ging es manchen von euch ja auch schon einmal so.
Zu meinem Lieblings-Label CHANEL: Ich sage es, wie es ist, ich kann mir ganz bestimmt nicht jedes Jahr oder auch nicht alle zwei Jahre eine solche Tasche leisten und der Kauf war mit Stress begleitet. Ich bin froh, dass ich endlich die Tasche fĂŒr mich gefunden habe, mich endlich habe entscheiden können. Ich möchte auch in Sachen Taschen einfach mal zur Ruhe kommen und es machte mich innerlich schon wieder nervös und gleichzeitig unheimlich traurig, dass ich heute schon gedacht (und geschrieben) habe, eine in Lambskin muss irgendwann "als Zweittasche" her, ich will so nicht denken!
Ich möchte ausdrĂŒcklich betonen, dass ich mit meinen Zeilen niemandem zu nahe treten will und auch auf niemanden neidisch bin, was womöglich der erste Gedanke bei vielen ist. Nein, es geht mir um Nachhaltigkeit, auch wenn ich das Fasten gebrochen habe, dieses "Immer mehr, immer neu", gerade bei solchen Luxusteilen, halte ich nicht mehr aus! Ich möchte mich an der Tasche freuen, ich möchte nicht schon an die nĂ€chste denken oder davon lesen, mir wird hier schwindelig.
Entschuldigt bitte, aber das musste jetzt raus. Ich kann so nicht weitermachen, das Fasten war ein Schritt in die richtige Richtung, ich habe mir jetzt ein paar Sachen gegönnt, ja, aber es fĂŒhlt sich nicht so richtig an... ich habe es schon erwĂ€hnt. Meine schöne Chanel-Tasche, die Tasche war ein Traum seit ĂŒber 20 Jahren. Ich will sie genieĂen, ich möchte mit ihr innehalten und durchatmen, sie TRAGEN. Aber hier habe ich das GefĂŒhl, ich komme nicht zum GenieĂen, ich weiĂ niemand von euch meint es böse (jedenfalls denke ich das), aber man muss schon sehr stark sein, um sich dem widersetzen zu können, diesem Druck, der hier (von ganz allein) immer wieder aufgebaut wird.
Man kann wohl sagen, ich bin ein gutes Beispiel fĂŒr das klassische Konsum-Opfer, mir ist bewusst geworden, dass ich darunter leide und das Forum hier tut mir so gesehen nicht gut. Deshalb werde ich eine Pause machen. Ich möchte nicht "TschĂŒss fĂŒr immer" sagen, aber ich muss einige Dinge tun, um mein Gleichgewicht wiederzufinden. Wie lange das dauern wird, weiĂ ich nicht. Eventuell werde ich auch ganz Abstand nehmen. Was ich weiĂ, ist, dass man manchmal ganz tief in sich gehen muss, um sich Sachen einzugestehen und dann, dann sollte man handeln.
Das Fasten war der Anfang, aber dann habe ich den Faden verloren... ich war hin- und hergerissen und habe mich dann selber versucht zu ĂŒberzeugen, dass es "okay ist" - aber es fĂŒhlte sich nicht okay an. Ich habe mich zwar gefreut, dass mehrere das Fastenbrechen nicht schlimm fanden bzw. sagten, ich hĂ€tte doch schon mit den 2 Monaten viel erreicht, aber ich habe erkannt, dass es eben nicht reicht. Jedenfalls nicht fĂŒr mich, nicht, wenn die innere Unruhe bleibt. Als ich mich vom Kaufen "zurĂŒckgezogen" und angefangen habe, mich von Ballast zu befreien, ging es mir besser. Das nehme ich als groĂes Signal fĂŒr alles, was jetzt folgt.
Ich schreibe euch diese Zeilen, weil ich hier viel Zeit verbracht habe, viele nette virtuelle und einige sehr nette reale Bekanntschaften gemacht habe, weil ich viel von euch und ihr viel von mir mitbekommen habt und ich euch deshalb gerne meine BeweggrĂŒnde fĂŒr meine Pause (mit offenem Ende) mitteilen möchte.
Bis irgendwann vielleicht - ich wĂŒnsche euch alles Gute und dass ihr Freude an und mit euren Sachen und hier im Forum habt.
Liebe GrĂŒĂe,
Birgit